Predigt am 33. Sonntag i. J. (Lesejahr B)
(13. XI. 1994, Amstetten - St. Stephan)

Einleitung: Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte werden nicht vergehen. Aber auch alle guten Werke, die wir dank der Gnade Gottes vollbringen dürfen, sie werden unsere Seelen begleiten in die Todesstunde hinein, auch wenn sie uns überraschen sollte. Am Elisabethsonntag wollen wir uns zunächst auf das Wort Christi besinnen, "was ihr für einen dieser Geringsten nicht getan habt, das habt ihr auch mir nicht getan."

Introitus: So spricht der Herr: Ich sinne Gedanken des Friedens und nicht des Unheils. Wenn ihr mich anruft, so werde ich euch erhören und euch aus der Gefangenschaft von allen Orten zusammenführen.

Thema: Die alte Kategorie der Zumutbarkeit unter Berücksichtigung der letzten Dinge im Allerseelenmonat November:

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(Padre Alex)


"Von denen, die im Land des Staubes schlafen, werden viele erwachen, die einen zum ewigen Leben, die anderen zur Schmach, zu ewigem Abscheu." (Dan 12,2) "Dann wird man den Menschensohn mit großer Macht und Herrlichkeit auf den Wolken kommen sehen. Und er wird die Engel aussenden und die von ihm Auserwählten ... zusammenführen, vom Ende der Erde bis zum Ende des Himmels." (Mk 13,26 f.) So hat nicht irgendein Mensch gesprochen, so hat auch nicht die Kirche erfunden, sondern so endgültig-klar spricht bereits das späte Alte Testament und dann Jesus Christus, der ewige Sohn Gottes und Richter aller Seelen, so klar also die heutigen Lesungen. Und trotzdem kommt uns schon eine andere Evangeliumsstelle in den Sinn: "Was er sagt, ist unerträglich. Wer kann das anhören?" (Joh)

Liebe Andächtige in Christus, dem endgültigen Wort Gottes! Welche Kategorie haben die damaligen Zuhörer gegenüber Jesus entwickelt, auf was haben sie sich wohl auch hinter seinem Rücken berufen? Und welche Kategorie ist es bis heute, mit der alle mit dem Hl. Vater in voller Einheit stehenden katholischen Bischöfe und Priester mundtot gemacht werden sollen? Hören wir es nicht auch in der veröffentlichten Meinung der Medien: Es ist doch alles einfach völlig unzumutbar! Die Kategorie der Zumutbarkeit, das Kriterium der Unzumutbarkeit soll also den Glauben in seiner umfassenden heiligen Tiefe auf ein ungefährliches und bequemes Maß reduzieren; die christliche Moral soll durch Berufung auf Unzumutbarkeit auf jene Bereiche reduziert werden, die jeder einzelne persönlich angeblich leicht akzeptieren kann. Ein Zumutbarkeitsstrudel des heutigen Menschen, ja auch mancher Katholiken und sogar Priester,_der zu folgender ernster Frage führt: Ist nur das offiziell Zumutbare wahr, ist nur das der ach so menschlichen und toleranten Mehrheit Zumutbare wahr? Darf die Wahrheit, auch im Bereich der Ehe-Ordnung unseres Schöpfers, nur dann gesagt werden, wenn sie angeblich pastoral zumutbar ist? Müssen also all jene Teile der heiligen und unveränderlichen Wahrheit Gottes weggelassen werden, damit ja niemand die Türe zuschlägt? Nach dem Willen Jesu Christi eben offensichtlich nicht - er fragt sogar nach der klaren Lehrverkündigung über seine reale Gegenwart im allerheiligsten Sakrament des Altares: "Wollt auch ihr weggehen?" Nicht immer holte der Herr also die Menschen dort ab, wo sie sich befanden. Seine Lehre wurde immer wieder als unerhörte Zumutung empfunden.

Liebe Gläubige! Unsere unsterblichen Seelen können nach dem Tod nicht mit Gott vereint werden, wenn wir uns nicht freiwillig dazu entscheiden, ihn zu lieben. Wir können aber Gott nicht lieben, wenn wir uns gegen ihn, gegen unseren Nächsten oder gegen uns selbst schwer versündigen. Unser Herr macht uns darauf aufmerksam, daß wir von ihm getrennt werden, wenn wir es unterlassen, uns der schweren Nöte der Armen und Geringen, die seine Brüder und Schwestern sind, anzunehmen. In Todsünde sterben, ohne diese bereut zu haben und ohne die barmherzige Liebe Gottes anzunehmen, bedeutet, durch eigenen freien Entschluß für immer von ihm getrennt zu bleiben - ein Selbstausschluß aus der Gemeinschaft mit Gott und den Seligen.

Jesus spricht von dieser Hölle viel öfter als manchem modernen Zeitgenossen, ja sogar manchem Katholiken recht ist. In den Evangelien wird dadurch der Ernst unseres einmaligen kurzen Lebens von Jesus herausgestrichen. Lesen wir doch die hl. Schrift: Mk 9, Mt 5, Mt 13, Mt 25 usw. Christus kündigt in ernsten Worten an, daß er "seine Engel aussenden" werde, die "alle zusammenholen, die andere verführt und Gottes Gesetz übertreten haben, und ... in den Ofen werfen, in dem das Feuer brennt" (Mt 13,41 - 42), und daß er das Verdammungsurteil selbst sprechen wird: "Weg von mir, ihr Verfluchten, in das ewige Feuer!" Mt 25. Die erste und schlimmste Pein der Hölle besteht in der ewigen Trennung von Gott, in dem allein ja der Mensch das endgültige Glück finden kann, für das er nämlich erschaffen worden ist.

Was vergessen viele Zeitgenossen nun sehr gerne, selbst im Allerseelenmonat November? Daß sie unwiderruflich eine unsterbliche Seele haben, die - ob sie wollen oder nicht - vor dem dreifaltigen Gott nach der Trennung vom Leib im Tod ihr Gericht erhält. Und während am Ende der Weltgeschichte bei der Wiederkunft Jesu Christi die geretteten Seelen auch noch einen herrlichen Auferstehungsleib für die Ewigkeit erhalten werden, ja strahlen werden, wie der Himmel strahlt" und "immer und ewig wie die Sterne leuchten" werden, wie es schon bei Daniel heißt, werden die verdammten Seelen einen Leib zur ewigen "Schmach, zu ewigem Abscheu" erhalten, ob sie wollen oder nicht. "Wollen" ist das gottgeschenkte Privileg unseres Pilgerstandes, wir können uns noch täglich bekehren - die unsterblichen Seelen der Verstorbenen aber nicht mehr. Darum also das Wort Jesu über den Verräter in Mk 14: "Für ihn wäre es besser, wenn er nie geboren wäre". Darum also ist jegliche Wiedergeburtslehre, jegliche Reinkarnationslehre, die den Ernst unseres einmaligen kurzen irdischen Lebens vermindern möchte, Illusion und Irrlehre, ja der sicherste Weg in die ewige Verdammnis.

Die Wahrheit der Hölle ist eine Mahnung an uns, unsere Freiheit im Blick auf das ewige Schicksal verantwortungsvoll zu gebrauchen. Zugleich aber hören wir den eindringlichen Aufruf zur Bekehrung heraus, wie Jesus uns bei Matthäus sagt: "Geht durch das enge Tor! Denn das Tor ist weit, das ins Verderben führt, und der Weg dahin ist breit, und viele gehen auf ihm. Aber das Tor, das zum Leben führt, ist eng, und der Weg dahin ist schmal, uns nur wenige finden ihn". Nicht die Kirche hat es erfunden, sondern Jesus Christus selbst sagt es uns so, und seine "Worte werden nicht vergehen." Es wäre eben nicht der Gott der Liebe, wenn er nicht jedem gerechte Vergeltung schenken würde, wenn er nicht Gutes belohnen und Böses bestrafen würde.

Nur die aufrichtige Umkehr, das Anfangen bei mir persönlich, die freie Unterwerfung unter seinen Willen und eine gute heilige Beichte können uns immer wieder vorwärts zu Gott bringen. Dies wird uns der Zeit nicht sympathisch machen, nur das Berufen auf Unzumutbarkeit wird uns Beliebtheit verschaffen, nicht jedoch der ehrliche Versuch, den ganzen Glauben Gott zu schenken, das ganze Leben Gott zu übergeben, ohne Anpassungs- und Kritiksucht. Das Kriterium der Unzumutbarkeit führt uns tief hinein in einen Glaubens- und Lebensirrtum. Über unser ewiges Heil entscheiden jedoch die Worte des ewigen Lebens, die allein die katholische Kirche in Fülle von Jesus Christus geschenkt bekommen hat. Niemand aber wird von Gott dazu vorherbestimmt, in die Hölle zu kommen; nur eine freiwillige Abkehr von Gott, also eine konkrete Todsünde im Bereich der zehn Gebote, in der man bis zum Ende verharrt, führt dazu. Beim hl. Meßopfer und in den täglichen Gebeten der Gläubigen erfleht die Kirche ja das Erbarmen Gottes, der "nicht will, daß jemand zugrunde geht, sondern daß alle sich bekehren" - ohne Bekehrung keine Rettung. Darum also beten viele Priester täglich in der hl. Messe: "Nimm gnädig an, o Gott, dieses Opfer deiner Deiner, ordne unsere Tage in deinem Frieden, rette uns vor dem ewigen_Verderben und nimm uns auf in die Schar deiner Erwählten." (MR, Röm. Hochgebet 88). Und darum ist es also völlig richtig, wenn wir auf Wunsch Unserer Lieben Frau von von Fatima nach jedem Rosenkranzgesätzchen beten: "O mein Jesus, verzeih" uns unsere Sünden, bewahre uns vor dem Feuer der Hölle, führe alle Seelen in den Himmel, besonders jene, die deiner Barmherzigkeit am meisten bedürfen." AMEN.


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