Predigt zum Hochfest des hl. Markgrafen Leopold
(15. XI. 1994, Amstetten - St. Stephan)

Einleitung: Unser Landespatron, der hl. Leopold, regierte von 1095 bis 1136 als Markgraf von Österreich. Wegen seiner Treue zum päpstlichen Thron wurde er auch "Sohn des hl. Petrus" genannt. 1136 starb er auf der Jagd. "Dieser Mann Gottes, in Reichtum erzogen, immer der Freiheit zur Sünde ausgesetzt, mit Ehesorgen und Regierungsgeschäften belastet, vergaß nie den Glauben und die Barmherzigkeit." So in der Bulle seiner Heiligsprechung. Wir dagegen haben vielleicht schon öfters gedacht: "So, nun habe ich genug für Gott getan." Der hl. Augustinus erinnert uns hingegen: "Wenn du sagst: 'genug!', dann bist du bereits tot." Wir wollen Gott also bitten, daß er unseren freien Willen so in seinen göttlichen Willen hereinnehme, daß sich unsere Seelen immer wieder von Gott zu einem reichen übernatürlichen Leben der Tugenden erwecken lassen:

Introitus: Danken sollen dir, Herr, all deine Werke und deine Frommen dich preisen. Sie sollen von der Herrlichkeit deines Königtums reden, sollen sprechen von deiner Macht.

Thema: Wahre Autorität und ihr möglicher Mißbrauch (Gedanken zu Leopoldi)

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(Padre Alex)


Liebe Andächtige in Christus, dem wahren König!

Der hl. Leopold, Markgraf von Österreich, könnte uns Anregung sein, ganz wenig über Macht und Autorität von der Offenbarung Christi her nachzudenken. Schließlich heißt es im Gleichnis Jesu des heutigen Evangeliums: "Wir wollen nicht, daß dieser Mann unser König wird. Dennoch wurde er als König eingesetzt." Ein klassischer Fall letztgültiger Entscheidung. Und der, den sie nicht wollten, kam dann auch noch mit der erwarteten Strenge, aber auch mit großer Belohnungsbereitschaft, um den Eifer seiner Diener zu sehen.

Alle echte Autorität ist ja in je eigener Weise eine Stellvertretung Gottes - sei es die Autorität der Eltern oder die des Staates. Im Falle der Kirche ist die Stellvertretung Gottes nicht nur in der Natur der Gemeinschaft begründet, sondern eine ausdrücklich von Christus, dem Sohn Gottes, eingesetzte Autorität. Seine Worte: "Du bist Petrus und auf diesen Felsen will ich meine Kirche bauen" sowie die darauf folgenden zu den Aposteln: "Was Ihr auf Erden binden werdet, soll auch im Himmel gebunden sein..." zeigen deutlich die direkte, ausdrückliche Autorität, die der Kirche von Gott übertragen ist, und daß sie einen sakralen, heiligen Charakter hat, der dem hl. Leopold völlig selbstverständlich war. Vor allem ist die Stellvertretung Gottes in der Kirche eine völlig andere, viel engere und direktere. Sie hat in der Verkündigung der Offenbarung Christi sogar einen absoluten Charakter.

Wir müssen an einem Hochfest eines hl. Fürsten sicher folgendes bedenken: Der Respekt vor einer bestimmten Form sogenannter Demokratisierung ist in den letzten Jahren oft so groß geworden, daß dadurch die Autorität als solche, ja jegliche Autorität, suspekt geworden ist. Aber je mehr die wahre Autorität in Verruf kommt, um so mehr verfallen viele Menschen einer Schein-Autorität und ordnen sich blind irgendwelchen extremen Verführern unter.

Im übrigen: Nur etwas Gutes kann man miß-brauchen. Etwas Schlechtes kann man nicht miß-brauchen, es ist ja schon schlecht. Autorität und Gehorsam sind von vornherein nichts Schlechtes. Wenn der Mißbrauch von Autorität, der ja möglich ist, ein Mißbrauch eines Gutes ist, so sollte die Überwindung dieses Mißbrauchs im Hervorheben des erhabenen Wertes der mißbrauchten Sache bestehen - also des wahren heiligen Gehorsams und wahrer religiöser Autorität. Kleinlichkeit und autoritäre Gewalttätigkeit sind beispielsweise unverträglich mit der wahren, heiligen, liebevollen Autorität des Abtes in einem Orden. Sie sind unverträglich mit der Achtung vor der menschlichen Seele, mit der zitternden Verantwortung einer wahren Autorität und mit der Großzügigkeit und Weitherzigkeit, die den Vorgesetzten befähigt, klar zwischen Wesentlichem und Unwesentlichem zu unterscheiden. Wesentlich ist beispielsweise die gesamte Glaubens- und Sittenlehre, nicht jedoch, wann das hl. Meßopfer beginnt. Manche Brüder und Schwestern sehen aber die "Lösung" bei Problemen nicht darin, Mißbräuche zu wirksam zu beseitigen, sondern die heilige Autorität selbst aufzugeben und sie durch eine rein weltliche, nur technische Leitung zu ersetzen und den heiligen Gehorsam durch eine bloße Loyalität. Solche Christen versäumen, die Bedeutung und Schönheit des heiligen Gehorsams zu begreifen, die innere Freiheit, die er dem Gehorchenden verleiht. Typisch für eine solche Mentalität ist z. B. die verrückte Forderung eines Priesters, eine Priestergewerkschaft zu gründen. Eine Verweltlichung des kirchliches Amtes hat nämlich das letzte Konzil nicht beabsichtigt.

Die Anwendung der legitimen gottgewollten Autorität ist von dem Untergebenen niemals als angenehm empfunden worden, wenn er von einem revolutionären Ethos erfüllt war. Meist wird ein Kind innerlich rebellieren, wenn ihm etwas verboten wird, aber das hindert nicht, daß es doch, wenn auch unwillig, gehorcht. Dieser Widerwille gegen das Sich-Unterordnen unter eine Autorität - sei sie noch so legitim und gottgewollt - liegt in der durch die Erbsünde gefallenen menschlichen Natur, und das war seit dem Sündenfall Adam und Evas zu allen Zeiten so. Doch Jesus Christus, der neue Adam, war seinem himmlischen Vater gehorsam bis zum Tod am Kreuz! Nur wenn wir uns diesem freiwilligen Gehorsam Christi gegenüber dem Vater jetzt bei der Opferung mit ganzem Herzen anschließen und dann nach der hl. Wandlung, der vollen Gegenwärtigsetzung des Kreuzesopfers Christi, diesen Gehorsam des Gottmenschen preisen, werden wir viele Gnaden erhalten, dann auch durch die reale oder geistige Kommunion. Gnaden, die wir schließlich wieder so eifrig nutzen wollen, wie der erste Diener im heutigen Evangelium. - Welcher Gehorsam ist nun der wichtigste? Es ist, um mit dem hl. Paulus zu sprechen, der "Glaubensgehorsam". Dies ist die von uns geforderte heilsnotwendige Antwort des Verstandes und des Willens, die volle und lebendige Annahme des Glaubensbekenntnisses, weil Gott selbst für seine Wahrheit bürgt. AMEN.


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